Plötzlich war er da.
Still und unauffällig reihte er sich pünktlich
jeden Morgen am Futterplatz im Moos hinter den anderen hungrigen Wildkatzen ein,
bis er an der Reihe war. Ein hübsches getigertes festes Katerchen. Er war nicht
sehr scheu und es war nicht schwer ihn zu fangen und zum Tierarzt zu bringen.
Caruso - er bekam den Namen wegen seiner schönen krächzenden Stimme -
humpelte. Das Röntgenbild brachte es an den Tag: ein alter Bruch, der nie
behandelt worden war und nie ordentlich verheilt war. Elle und Speiche vom
linken Beinchen waren gebrochen, aus dem Gelenk gekugelt, das arthrotisch
degeneriert war.
Anhand seiner Tätowierung konnten wir feststellen
dass er vor 8 Jahren mit mehreren anderen Wildkatzen kastriert und wieder im
Moos ausgesetzt worden war.
Später erfuhren wir von Nachbarn, dass er vor Jahren in eine Marderfalle
( ! ) geraten war.
Niemand hielt es damals für nötig sich darum zu kümmern und den kleinen
Burschen ärztlich versorgen zu lassen. Daher also dieser schreckliche Bruch.
Verschiedene Tierärzte meinten, nach so langer Zeit könne man nichts mehr
machen und er käme ja auch erstaunlich gut damit zurecht.
Er konnte nicht
mehr schnell rennen (flüchten), er kam nirgends mehr hoch und hatte wohl auch
Schmerzen, deshalb boten wir ihm an bei uns zu wohnen. Er nahm sofort an.
Es war ein eiskalter Novembertag, einen Tag später schneite es. Obwohl
er wahrscheinlich noch nie irgendwo drinnen war und auch kein Katzenklo kannte,
klappte alles bestens. Nie mehr wollte er raus, um die offene Haustür machte er
einen großen Bogen, mit den anderen vier Katzen arrangierte er sich, das
Katzenklo fand er praktisch.
Sofie (rechts im Bild), unsere alte Wildkatze bot ihm sofort ihre Hilfe
an, aber er wollte nicht. Er war Einzelgänger und Einzelkämpfer. Beim Füttern
früh und abends war er der Erste und krächzte jedes Mal schauderhaft. Es konnte
ihm nicht schnell genug gehen.
Es folgten viele Tierarztbesuche, sein Zähne waren sehr schlecht und
mussten saniert werden.
Er hatte vom ersten Tag an schlimmen Durchfall und wir testeten ihn
mehrfach auf alles.
Den Durchfall bekamen wir nie richtig in Griff, sämtliche Diäten, alle Draufstreupülverchen, sämtliche
Tabletten- und Darmaufbaukuren nützen nichts.
Mehrere Tierärzte wurden konsultiert, wir stöberten stundenlang im Internet und befragten Tierhalter.
Caruso fraß gut, gern und viel, er war immer der Erste am Futternapf, liebte natürlich wie
alle am meisten „Verbotenes“ wie
Brathühnchen.
Er liebte es, stundenlang auf dem Balkon in der Sonne zu liegen.
Eines Abend als wir heimkamen lag er ausgestreckt da, war schon ganz
kalt und jappste nach Luft.
Er verstarb auf der Fahrt in die Tierklinik. Er starb so still und
friedlich wie er gelebt hat. Völlig unerwartet und unerklärlich. Er war zwar
schon ein ziemlich krankes Kerlchen, hatte einen erhöhten FIP-Titer, aber diese
Krankheit verläuft, wenn sie mal ausbricht, langsam und schubweise.
Wir haben ihn im Moos bei seinen Kollegen beerdigt.
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Text und Bilder von Uli